Hexen                                                                             

Die Hexen gibt es in fast jeder Fasnacht und doch sind sie in Mils unverkennbarer Teil der Matschgerer. Mit ihren hässlich und weniger hässlichen aussehenden Larven, ihren Buckeln und ihren Besen führen sie die Matschgererzug an. Sie verkörpern eine Winterfigur, die vom nahenden Frühling immer mehr in den Hintergrund gestellt wird. Sie trauern ihrem "Winter" nach und können es nicht fassen, dass er schon wieder vorbei ist. Das Gewand der Hexe bildet sich aus einem aus Lumpen zusammengenähten Rock, einer langen Unterhose mit Rüschen darunter, einem Paar Patschen, einer alten Bluse in allen möglichen Farbtönen und einem Schultertuch. Der Kleidung der Hexe sind natürlich kaum Grenzen gesetzt. Auf die Larve ist ein Kopftuch genäht, unter welchem auch ein paar Haare hervorschauen können. Mit dem Besen beweisen sie, wie gutmütig sie sind. Sie kehren die Schuhe der Zuschauer ab und manchmal geben sie einem überraschten Gast auch eine neue Frisur. Für die Kinder haben sie meist ein Zuckerl in ihrer Handtasche, wo hingegen für die Erwachsenen ein Schnapserl Platz hat. Hexen können aber auch gemein und hinterlistig sein. So ist Vorsicht geboten, wenn der Schnaps in einer dunklen Flasche versteckt ist, denn von einem Longdrink bis zu einem Pfefferoniwasser könnte alles Inhalt dieser Flasche sein.

(vgl. GAPP 1996, 201) 

 

Klötzler                                                                    

Beim Klötzler gibt es in Mils zwei Arten. Einmal den Klötzler mit Holzschindeln

aus Buchenholz und einmal den Klötzler mit Holzschindeln aus Ahorn. Der

Klötzler tritt nach den Hexen als erster auf um Platz zu schaffen. Sein schweres

Gewand besteht aus mehreren hundert längs geschnittenen Holzschindeln, die

einzeln mit einer Schnur verschweißt am weißen Gewand angebracht sind. Seine

sehr schnellen Bewegungen mit den Armen und Beinen lassen die Schindeln fliegen und aneinanderprallen. Dies führt zum typischen Geräusch der Klötzler. Der Mann, der hinter einem Klötzler steckt, braucht sehr viel Kondition, um die Schindeln fliegen und krachen zu lassen. Der zylinderartige Hut des Klötzlers besteht aus demselben Holz wie die Schindeln seines zweiteiligen Gewandes. Rund um den Zylinder sind ebenfalls Holzschindeln angebracht, zumeist zwei Reihen. An der Hinterseite der wilden und rauen Larve ist wiederum ein Seiden- oder Wollstofftuch mit Fransen befestigt, das den Hinterkopf bis zu den Schultern bedeckt.

(vgl. GAPP 1996, 205) 

 

Zottler                                                        

Der wildeste unter den Figuren ist wohl der Zottler.

Die rauen Bewegungen des Zottlers, seine grimmig schauende Larve, sein fester Schlag und seine dumpfen Laute kennzeichnen ihn als Vertreter des Winters. Sein Gewand besteht aus blauen, grünen, roten und gelben Fransen, die aus Jute gerupft und auf eine blaue zweiteilige Montur genäht werden. Der Filzhut ist wieder auf der linken Seite mit einem Stulp versehen. Das Rad ist aus Pfauenfedern. In der Mitte umschließen Zierrat und fünf Glasbartln den Spiegel. Ein Seidentuch mit Fransen bedeckt Hals und Kopf des Zottlers. Auf der anderen Seite des Hutes ist ein Fuchsfell mit einem Fuchsschwanz aufgenäht. Der berühmte "Frosch", eine typische Bewegungsart wird nur vom Zottler ausgeführt. Dabei kniet er sich mit beiden Beinen auf den Boden und legt sich ganz flach auf seinen Rücken. Auch das Zottelpeitschenschnöllen oder Aperschnöllen wird vom Zottler, allerdings ohne Larve, ausgeführt.

(vgl. GAPP 1996, 206) 

 

 

Tschaggeler

Er trägt ein blaues Gewand, auf das fast 100 Tschaggelen (Quasten), unzählige, kleine Glöckchen und kurze Fransen in den Farben der Tschaggelen (rot, grün, blau und gelb) genäht sind. Um seine Mitte trägt er einen Ranzen. Sein Filzhut ist auf der linken Seite aufgebogen und mit ungefähr 100 schwarzen Hahnenfedern in Form eines Halbkreises auf den aufgebogenen Stulp genäht. In der Mitte sind ein Spiegel und viele künstliche Blumen und Kugeln angebracht. Die rechte Seite des Hutes bedeckt ein Fuchsfell, die Larve zeigt einen etwas rauen und wilden jungen Mann. Sie ist hinten mit einem blauen Tuch, an dem sich ebenfalls Tschaggelen befinden,abgeschlossen. In seinen Händen hält der Tschaggeler einen Treimel (rundes Holz), den er zu seinen Bewegungen harmonisch im Takt dreht und bewegt.

(vgl. Gapp 1996, 204) 

 

Der Weiße

Der Weiße ist eine sehr schöne, junge und lebendige Figur der Milser Fasnacht. Auf Grund seiner weißen Hose mit aufgenähten Bändern und Glöckchen an der Hosennaht und seinem weißen Hemd hat er den Namen. Ein schönes Schultertuch meist, aus Seide mit Fransen, reicht von seiner linken Schulter bis zur rechten Hüfte. Um seine Hüfte ist eine Federkielbinde mit einer Kette aus Silbertalern. Seine Bewegungen sind sehr lebendig, indem er mit kurzen Schritten tänzelt und im Takt des "Matschgererwalzers" trestert. In seinen Händen hält er eine Weidenrute, die er zu einem Bogen gespannt hält. Oft hüpft er.so vorwärts und rückwärts über seine Rute, ähnlich wie beim Springschnurhüpfen, und fängt damit auch die Leute zum Abmullen ein. Die Weidenrute spielt in der Fasnacht eine besondere Rolle. Man vermutet darin das Symbol des Wachstums, da die Weiden im Frühjahr als erste ihre Knospen zeigt. Auf einem Fügener Hut ist das Zierrat angebracht. Über der Mitte des Hutes ragt ein schöner Spielhahnstoß hinaus und auf der linken Seite sind zwei weiße Gockelfedern angenäht. Die Larve zeigt ein jugendliches, fröhliches Gesicht, das durch die leichten und schnellen Bewegungen unterstützt wird. An der Larve, die wie jede Larve aus Zirbenholz geschnitzt ist, ist ein Stoff mit aufgenähtem Rosshaar angebracht, der dafür sorgt, dass die Larve am Kopf hält. Zu diesem Zweck wird der Stoff am Hinterkopf mit Hilfe eines Klettverschlusses geschlossen.

(vgl. GAPP 1996, 201) 

 

DER ALTBOARISCHE und ALTBOAREN TUXER

So wie der Altboarische den in die Jahre gekommenen Hütltuxer darstellt, so verkörpert der Altboaren Tuxer den schon etwas betagten Spiegl- oder Altartuxer. Nicht in kurzer, sondern nur mehr knielanger Lederhose, gestützt auf einen Gehstock, bewegt sich der Altboarische und Altboaren Tuxer in gemächlichem Tanzschritt zwischen den Hütlern und Spiegltuxern. Es sind also Symbolfiguren für die Vergänglichkeit der Jugend und Schönheit, wie sie auch in der Oberländer, insbesondere Imster Fasnacht sehr eindrucksvoll zu finden sind.

 

Der Hiatler

Die Schuhplattler aus Mils schlüpfen in der Fasnacht in die Figur des Hiatlers. Er verkörpert ebenfalls einen sehr jungen, lebendigen, sehr lustigen und fröhlichen Menschen. Sein Gewand ähnelt dem des Weißen. Auch er trägt ein weißes Hemd, ein grünes Tuch auf der Brust und einen oftmals mit der Hand bestickten Hosenträger. Ihm fehlt nur das Schultertuch und die lange, weiße Hose. Stattdessen trägt der Hiatler eine kurze, dunkle Lederhose, um die jedoch ebenfalls ein Ranzen mit einer Talerkette ist. Seine kurzen Wollsocken und die Stitzl um die Waden sind noch ein Teil der bayrischen Tracht. Der Hut des Hiatlers ist exakt derselbe wie der des Weißen. Der größte Unterschied dieser beiden Figuren liegt in der Bewegung. Während sich der Weiße mit kurzen Schritten und Hüpfen über seine Rute bewegt, ist der Tanz des Hiatlers ein Plattler. Es muss ein Plattler im Takt des Matschgererwalzers sein. Der Matschgererwalzer ist das Um und Auf für den Hiatler, denn es gibt keinen Hiatler ohne Ziehorgel. Weder das Trestern, noch das Platteln, noch das Gehen im Walzertakt kann ohne Ziehorgel ausgeführt werden. So braucht man eine Menge Plattlerübung während des ganzen Jahres und eine gute Kondition, um ein Hiatler sein zu können. Auch kälteempfindlich darf man nicht sein, denn man ist in den kalten Monaten des Winters mit kurzer Lederhose und aufgekrempelten Hemdsärmeln unterwegs. (vgl. GAPP 1996, 202)

 

Der Spiegeltuxer                                      

Der Mittelpunkt der Milser Fasnacht ist wie in den MARTHA-Dörfern der Spiegeltuxer.  Auf ihn wird von den anderen Matschgerern viel Rücksicht genommen. Sein über einen Meter hoher Kopfschmuck ragt über alle anderen Fasnachtsfiguren hinaus. Der ganze Kopfschmuck ist auf dem Fügener Hut, der auch bei den Weißen und Hiatlern zu sehen ist, angebracht und wiegt zehn bis vierzehn Kilogramm.  Die Larve wird sowohl auf dem Hut als auch mit einem Leder zum Schließen um den Kopf fixiert, sodass der gesamte Kopfschmuck wie bei jeder Figur ein Ganzes ist. Das Gesicht zeigt einen ähnlichen, jungen Mann wie der Hiatler, der jedoch bereits etwas reifer und strenger wirkt.  Der Hiatler ist der junge Bub und der Spiegeltuxer könnte sein Vorbild sein. Zusammen platteln sie den Zillertaler oder Reith im Winkler. In der Mitte der Vorderseite des Kopfschmucks befindet sich ein großer Spiegel. Weiße Gockelfedern und Spielhahnstöße schließen den Kopfschmuck nach außen ab. Auf der Rückseite findet man Fahnenbänder meist in den Tiroler Farben. Unter diesen Fahnenbändern befinden sich noch viele bunte Seidenbänder, die über den Rücken des Spiegeltuxers herabhängen. Der Spiegeltuxer trägt ein mit Goldfäden gesticktes, altes Schützenleibchen, das meist den Tiroler Adler zeigt. Darüber trägt er einen Tuxer aus dem Zillertal, an dem von der linken Schulter bis zur rechten Hüfte ein seidenes Schultertuch mit Fransen angenäht ist.  Da auch sein Tanz ein Plattler ist, trägt er wie der Hiatler eine kurze, dunkle Lederhose und an den Unterschenkeln Stitzln. Bereits früher wurde der Spiegeltuxer oft mit dem Imster Schemer verglichen und von Nichtwissenden auch verwechselt. Der Spiegeltuxer ist auch der Mittelpunkt einer Matschgerergruppe. Das Auf- und Niedergehen zeigt symbolisch das Wachstum und die ganze Pracht der Natur.

(vgl. GAPP 1996, 202)

 

Der Bujaz

Der Name Bujaz dürfte sich wohl vom Bajazzo abgeleitet haben und er ist eine Fasnachtfigur die in der Alemannischen und Schweizerischen Fasnacht ebenso zu hause ist wie in der Tiroler. 

Leider ist auch in Mils der Bujaz nach und nach in Vergessenheit geraten. Es bedurfte eines neuen Anlaufes um diese traditionelle Figur wieder ins Leben zu rufen. Viele ältere Semester aus unserem Dorf können sich noch an den Bujaz erinnern und trotzdem war bis dato nicht zu erfahren wie der Bujaz einmal ausgesehen hatte. Bunte Fleckelen habe das Gewand gehabt, von einer dreiviertel langen Hose, einem spitzigen Hut, einer spanischen Rute und anderem war da die Rede, aber der Fleckler, an den auch wir uns noch erinnern können, der sei es nicht gewesen. Und im selben Atemzug wird auch vom Wechselberger Franz berichtet, der sei immer als Bujaz gegangen und er sei ein athletischer und sportlicher Bursche gewesen den man über so manchen Zaun und auf Dächer springen gesehen habe. In einem alten Bauerkasten beim „Tschuggensimeler“ (das ist beim Schneider Hubert im Unterdorf – heute steht der Kasten bei der Schneider Helene im Einhornweg) ist an der Innenseite einer Flügeltüre mit Bleistift vermerkt, wem die einzelnen Figuren zum Anziehen zugedacht waren. Zu lesen sind  davon nur noch die Namen Schneider Franz – Weißer und Wechselberger Franz – Bujaz. Nachdem die beiden Genannten Jahrgang 1918 waren und bereits 1936 zum Wehrdienst einrücken mussten und dann im Kriegseinsatz gefallen sind, kann davon ausgegangen werden, dass diese Eintragung so um 1933 bis 1934 entstanden ist.

Schon öfters haben wir zwar darüber gesprochen, dass wir den Bujaz wieder ins Leben rufen wollen; ernst daraus gemacht hat aber nun der Meier Hannes. Der Hannes war entschlossen den Bujaz wieder einzuführen und  Christian Pittl schnitzte ihm dafür eine neue eigenwillige Larve. Ein Jahr intensive Arbeit waren nötig bis fest stand wie der neue Bujaz überhaupt aussehen sollte, welchen Stoff man verwenden würde usw.

Am  meisten ist dabei wohl  der Mutter vom Hannes zu danken. Als gelernte Schneiderin verstand sie es nämlich meisterhaft den vielen farbigen Fleckelen eine besondere Form und Ordnung zu verleihen und aus dem Bujaz eine hervorstechende Fasnachtsfigur zu machen. Der Hannes hat mit dem Übrigen, wie Hut, Schellriemen, Reiterpeitsche und einem neckischen Auftreten zum Gelingen dieser Figur beigetragen. Der Bujaz, eine alte Figur in neuem Gewand ist wieder auferstanden und hat bei seiner Einführung in der Fasnacht 2007 einiges Aufsehen erregt und Anlass zu Diskussionen gegeben. So wie es sich gehört, hurra die Fasnacht lebt!